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2021 KUNST AM BAU WETTBEWERB | Westsächsische Hochschule Zwickau Campus Innenstadt | Neubau Hochtechnologiezentrum
2.PLATZ

BESCHREIBUNG | Die vorliegende künstlerische Arbeit widmet sich der Frage, was die Aufgabe von Kunst im gegebenen räumlichen und sozialen Kontext sein kann und schlägt für die südliche, raumhohe Giebelwand des Treppenraums an der Peter-Breuer-Straße ein prägnantes ellipsenartiges Spiegel- und Lichtobjekt vor. Mit seinen flirrenden Spiegelungen und Lichtspielen, erweitert es optisch den lang gestreckten Raum und eröffnet zugleich einen faszinierenden Ausblick „in andere Sphären“. 

Bei der großen, ellipsenförmigen Fläche handelt es sich um einen halb durchlässigen Spiegel. Dahinter, im Innern des Objekts, befindet sich eine zweite voll verspiegelte Fläche. Das Licht wird durch die vordere Fläche teilweise in den Raum reflektiert und teilweise in das Objekt hinein gelenkt. Durch Reflektion und Brechung des Lichts, zwischen der vorderen halb- und der hinteren voll verspiegelten Ebene, wird der Raum – sich immer weiter spiegelnd – optisch endlos fortgesetzt. Zwischen den beiden Spiegelflächen befinden sich zudem auch Lichtbänder aus Leuchtdioden (LED). Deren durch verschiedene programmierte Zustände entstehende, vielfältige Lichteffekte erzeugen den Eindruck einer „Raumfahrt“ in unendliche Weiten.

KÜNSTLERISCHES KONZEPT | Das künstlerische Anliegen der vorliegenden Arbeit besteht darin, die Erfahrung eines faszinierenden Effekts zu ermöglichen, der aus der simplen Anordnung von zwei hintereinander positionierten Spiegeln erwächst. Dieser bewirkt ein vielfach reflektiertes Bild des Raumes, wie auch des Betrachters und potenziert es – flankiert durch den inneren Strahlenkranz veränderlicher Lichteffekte – ins Unendliche. Im Hinblick auf den Forschungsgegenstand wird dabei die Beziehung zwischen Betrachter und Materie und die letzterer innewohnende Komplexität, schwer vorherseh- und kontrollierbarer Zusammenhänge betont. Die Spiegelungen lassen spielerisch die stete Involviertheit des Betrachteten mit dem Betrachter aufscheinen und ermöglichen diesem, sich und sein Tun im Betrachteten selbst zu erkennen. 

TECHNISCHES KONZEPT | Konzeptionell wird mit den physikalischen Phänomenen von Reflektion (Spiegelung) und Refraktion (Brechung) des Lichts gearbeitet. Das auf die vordere, halb verspiegelte Acrylglasscheibe auftreffende Licht wird durch die teilweise Spiegelwirkung reflektiert, wodurch sich in der Scheibe der Raum abbildet und zugleich geht es geringfügig gebrochen durch die Scheibe hindurch.

Im Innern des Kunstobjektes trifft es auf eine zweite Ebene, eine voll verspiegelte Acrylglasscheibe von der es wiederum reflektiert und auf die Innenseite der halb verspiegelten vorderen Scheibe gelenkt wird. Durch diese tritt es zum Teil aus, zum Teil wird es wieder zurück gespiegelt. Dieser Vorgang wiederholt sich endlos bis er für das Auge kaum noch sichtbar ist.

Das Licht der differenziert ansteuerbaren LED-Streifen, im Innenraum zwischen den beiden Scheiben, wird zwischen den verspiegelten Flächen hin und her reflektiert und somit optisch um ein Vielfaches potenziert. Somit entsteht von außen das Bild eines komplexen Lichtspiels. Durch die Programmierung der Steuerung können vielfältige abwechslungsreiche Lichteffekte erzeugt werden.

ORTSBEZUG | Die südliche, Raum hohe, zur Aula gelegene Giebelwand dominiert durch ihre Lage und Größe diesen für die Erschließung, Bewegung und Kommunikation im Gebäude bedeutenden Ort und eignet sich daher besonders als Hintergrund bzw. Träger des vorgeschlagenen Kunstwerkes. Das Kunstwerk ist bewusst als Objekt gestaltet und so positioniert, dass es den architektonischen Raum eindrucksvoll besetzt, dabei aber nicht in die klare Architektur eingreift. Die dezenten Lichteffekte des Strahlenkranzes und die vielfältigen Spiegelungen erzeugen ein dieser räumlichen Situation angemessen kraftvolles, abwechslungsreiches und gleichermaßen kontemplatives Erscheinungsbild.


KUNST | Paul Elsner | CHRISTIAN STILLER

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